Mitglied im Aktionskreis Psychomotorik e.V.
Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Psychomotorik
Członek Polaskiego Stowarzyszenia Psychomotoryki
Durch die Inszenierung vielfältiger Bewegungsthemen werden die Kinder einer psychomotorischen Fördergruppe in eine Welt der Märchen und Abenteuer geführt. Solche psychomotorischen Szenarien sind beispielsweise Unterwasserexpeditionen, Schatzsuche im Dschungel, selbst erfundene Geschichten und bekannte Märchen. Das Abenteuerliche, das Spannende und das Geheimnisvolle begeistert Kinder.
Hirn- und Lernforscher haben herausgefunden, dass der Mensch besonders effektiv lernt und handelt, wenn er es mit Begeisterung tut "Was wir sind und was wir sein könnten" von Gerald Hüther. Diesen Sachverhalt kann man nicht nur motivations-psychologisch sondern sogar physiologisch erklären: Wenn der Mensch begeistert ist, werden Noradrenalin (sorgt für Aufmerksamkeit) und Dopamin (steuert Antrieb und Motivation) in großen Mengen ausgeschüttet. Diese Neurotransmitter sind wie „Dünger“ für das Gehirn!
In psychomotorischen Szenarien versuchen wir die Begeisterung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu wecken und sie zu motivieren, die Begeisterung für das, was sie tun, zu erhalten!
In diesen Welten spielen die teilnehmenden Mädchen und Jungen verschiedene Rollen. Mal sind sie Helden, mal Gejagte, mal Robinson, mal Rotkäppchen, mal Winnetou, mal Aschenputtel, um dann wiederum Tarzan zu sein. Diese Rollenspiele enthalten bestimmte Aufgaben, Herausforderungen und Bewegungsprobleme, die von den Kindern zu bewältigen sind.
Sie müssen dabei klettern, kriechen, herauf- und herunterspringen, balancieren, (gegen „Ungeheuer“) kämpfen, sich über einen „Abgrund“ schwingen. Außer diesen elementaren Bewegungsweisen werden sie auch ermutigt, Hilfsmittel bauen und soziale Verantwortung zu übernehmen. So bekommen zum Beispiel Kinder, die nicht so mutig und nicht besonders schnell sind, die Möglichkeit, eine Expedition zu leiten. Oder die „Rambos“ müssen sich den vereinbarten Regeln unterordnen, wenn sie an einer „Expedition“ teilnehmen wollen.
Durch das Wechselspiel von Nehmen und Geben, Initiative ergreifen und sich zurücknehmen, Sich einordnen und Verantwortung übernehmen, Erfolge feiern und Misserfolg aushalten, profitieren alle Kinder. Jedes Kind erfährt, dass es dazu gehört und gebraucht wird
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen also weit mehr leisten, als nur ein lustiges Erlebnis zu konsumieren und Spaß zu haben. Sie müssen denken und handeln. Diese Kombination von Erleben, Denken und Handeln ist in dem pädagogischen Verständnis von Psychomotorik des Empowerments enthalten.
Hier sind drei Beispiele unseren psychomotorischen Förderarrangements:
An einer Ritterschule lernen die Schildknappen das ritterliche Handwerk, wie zum Beispiel sich geschickt zu bewegen, mit Waffen umzugehen, auf Pferden zu reiten, zu kämpfen und zu Tanzen. Außerdem warten viele gefährliche Aufgaben dort auf die Ritteranwärter. Sie müssen beweisen ihre Körperliche Fitness, Klugheit und Teamgeist.
Ein wichtiger Teil der Ausbildung an einer Ritterschule sind die Ritterlichen Tugenden. Von Ritteranwärter wird verlangt, dass sie die Ritterlichen Tugenden erlernen, beherrschen und anwenden und bei einem Ritterturnier unter Beweis stellen. Zu den wichtigsten Tugenden gehören:
Ritterliche Tugenden |
---|
Fleiß, Verlässlichkeit, Demut, Dienstbereitschaft, Ehre, Höflichkeit, Kampfesmut, Tapferkeit, Maßhaltung-Zurückhaltung, Milde, Barmherzigkeit, Großzügigkeit, Reichtum, Treue, Aufrichtigkeit, Verstand, Wohlerzogenheit, ... |
Es will einfach nicht Frühling werden! Deshalb bitten die Naturgeister die Menschenkinder in ihr unterirdisches Reich, damit sie dem Frühling helfen können, endlich den Winter zu vertreiben. Dazu müssen die Kinder verschiedene Stationen durchlaufen, Aufgaben erfüllen und Abenteuer erleben …
Großereignisse dieser Art sind für Kinder jeder Altersstufe von Interesse und werden oft im Spiel nachgestellt. Sieg und Erfolg sind für Kinder erstrebenswert. In unserer psychomotorischen Einheit haben wir keine Wettkampfsituation geschaffen, da nur die Bewegung und der Spaß an der Bewegung im Vordergrund sein sollen. Die „Olympiaatmosphäre“ haben wir durch das Gestalten einer Fahne, Musik zum Einmarsch der „Sportler“ und durch Überreichen einer Olympiamedaille an alle wiederzugeben. Diese Stunde wurde zusammen mit den Kindern und ihren Eltern gestaltet.
Psychomotorik nimmt Abschied von homogenen Lerngruppen und vom Lernen im Gleichschritt. In psychomotorischen Förderangeboten findet auch das schwächste Glied der Gruppe einen Platz und erfährt, dass es gebraucht wird.
In der Psychomotorik gibt es keinen „richtigen“ oder „falschen“ Umgang mit einem Gegenstand oder mit einer Bewegungsaufgabe. Alle Varianten der Lösung eines Bewegungsproblems sind erlaubt, so dass jedes Kind auf seinem Entwicklungsniveau mit den Objekten oder mit der Situation umgehen kann.
So erreicht man neue Ziele, ohne dass eine Versagenssituation vorausgegangen wäre.
Verschiedene Szenarien und vielfältige Materialien provozieren Kinder, sich in ihrer psycho-physischen Identität wahrzunehmen und zu akzeptieren. Durch kindgemäße Geschichten werden die Kinder ermutigt, neue und unterschiedliche Rollen auszuprobieren und darin mit anderen zu kommunizieren. Aus solchen spontanen Spielhandlungen entwickeln sich oft Projekte. Sie werden zwar vom pädagogischen Personal durch Impulse stimuliert, akzentuiert und erweitert, aber nicht aufgezwungen. Sie orientieren sich vielmehr am authentischen Interesse und an den Erfahrungen der Kinder. Das Mitmachen ist erwünscht, aber freiwillig. Ein Projekt kann mehr oder weniger umfangreich und von unterschiedlicher Zeitdauer sein - von einer Unterrichtseinheit bis zu mehreren Stunden.
Das mit der psychomotorischen Theorie von A. Majewski verbundene Bild des Kindes ist geprägt von der Überzeugung, dass Kinder über ein großes Maß an Kompetenzen verfügen und interessiert daran sind, diese zu erweitern. Sie zeichnen sich dabei durch Energie, Kreativität und Flexibilität sowie durch eine eigene Kultur aus, in der Realitätssinn und Fantasie eng miteinander verbunden sind. Kinder lernen durch alltägliche Erfahrungen, durch Erkunden, Experimentieren und vor allem auch dadurch, dass sie ihre Entdeckungen, Erlebnisse, Empfindungen und Deutungen auf ihre individuell spezifische und subjektive Art und Weise zum Ausdruck bringen. Diese altersspezifische, individuelle psychomotorische Ausdrucksweise ist für uns Erwachsene oft eine „Terra incognita“, ein unbekanntes Land. Aber das, was nicht verstanden wird, ist nicht zwangsläufig das Falsche und Korrekturbedürftige. Befremdliche Handlungsweisen stellen oft nur die subjektive Art einer Problemlösung dar und erhalten ihren Sinn aus dem Weltverständnis des Kindes.
Der/die Psychomotoriker/-in bzw. der/die Pädagoge/-in agiert nicht als Trainer, oder Übungsleiter wie im Sport, wo der Unterrichtsablauf oft nach engen Vorgaben gesteuert ist. Die Rolle der Lehrkraft besteht im partnerschaftlichen Begleiten der Lernprozesse, im Helfen, wo es notwendig ist, im Zuhören und Beobachten. Die Inszenierung einer Förderstunde schafft eine Atmosphäre des Wohlbefindens, in der sich die die Erforschungs- und Explorationslust der Kinder entfalten kann. Die Gestaltung des Bewegungsangebots ermöglicht Freiräume für den Einsatz der je eigenen Ressourcen der Kinder und gibt ihnen Impulse zum selbstbestimmten Lösen von Bewegungs- und Spielproblemen. Die Kinder sind die Mitgestalter des Unterrichts oder der Förderstunde. Kommunikation und Reflektion zusammen mit den Kindern stellen ein wesentliches Qualitätsmerkmal des pädagogisch-therapeutischen Personals dar.
Lesen Sie im nächsten Kapitel weiter: 3. Förderung der Wahrnehmungsfähigkeit
Alle Kapitel im Überblick: